Mit der Tropical Forest Forever Facility (TFFF) plant Brasilien den größten Regenwaldfonds der Welt. Plant-for-the-Planet präsentiert TFFF Watch und zeigt, welche Länder nach heutigem Stand Mittel erhalten würden.
Die 20 derzeit förderfähigen Länder sind: Angola, Antigua und Barbuda, Bhutan, Zentralafrikanische Republik, Costa Rica, Kuba, Dominica, Äquatorialguinea, Äthiopien, Haiti, Indien, Jamaika, Nepal, Palau, Panama, Papua-Neuguinea, Somalia, Südafrika, Suriname und Vanuatu.
Tutzing, 23. September 2025. Der brasilianische Präsident Lula da Silva wird am heutigen Dienstag bei den Vereinten Nationen in New York eine große Investition in die Tropical Forest Forever Facility (TFFF) ankündigen. Damit wird ein Investitionsfonds von voraussichtlich 125 Milliarden US-Dollar ins Leben gerufen, der Länder für den Schutz ihrer Regenwälder belohnt und finanziell unterstützt. Der Fonds soll offiziell bei der UN-Klimakonferenz COP 30 im November starten. Deutschland und Norwegen, aber auch China, haben bereits Interesse bekundet, feste Investitionszusagen fehlen allerdings noch.
Im Vorfeld bringt Plant-for-the-Planet in einer Beta-Version ein Tool heraus, um die Investitionen und Leistungen nachzuverfolgen: TFFF Watch. Auf Basis von Satellitendaten liefert es spezifische Schätzungen, wie viel Geld jedes Regenwaldland erhalten würde. Sobald die TFFF in Betrieb ist, werden künftige Entwicklungen und die Wirkung des Fonds dort abgebildet.
So funktioniert die TFFF: Waldschutz wird belohnt, Abholzung bestraft.
Das Besondere an der TFFF ist das innovative Finanzierungsmodell. Durch Investitionen von Regierungen und privaten Investoren soll ein langfristiges Einkommen erzielt werden.
Länder erhalten 4 US-Dollar pro Hektar geschützten Wald, aber nur, wenn:
Abholzung und Degradierung werden durch Abzüge von den Zahlungen sanktioniert:
Zusätzlich müssen mindestens 20 % der Auszahlungen eines Landes an Indigene Völker und lokale Gemeinschaften (IPLCs) gehen.
Wie viel Geld erhalten die Länder aus der TFFF?
TFFF Watch nutzt die in der Concept Note 3 der brasilianischen Regierung beschriebene Methodik und Satellitendaten, um mögliche Auszahlungen für jedes Regenwaldland zu modellieren. Bei den aktuellen Abholzungsraten würden nur 20 der 74 Länder mit förderfähigem Regenwald, sofort Anspruch auf Auszahlungen haben (siehe Karte oben). Weitere 20 Länder stehen kurz davor.
Wäre die TFFF bereits in Betrieb, wäre Papua-Neuguinea das einzige der zehn Länder mit den größten förderfähigen Regenwaldflächen, das sich aktuell vollständig für eine Auszahlung aus dem TFFF qualifiziert. Rund 122 Millionen US-Dollar würden dem Land dieses Jahr zustehen. Brasilien, Peru, Kolumbien und Venezuela liegen jedoch nahe an der Schwelle und könnten sich bis zum Start der TFFF vollständig qualifizieren. Wenn alle zehn Länder Abholzung und Wald-Degradierung komplett beenden würden, könnten sie gemeinsam die erhebliche Summe von 3,8 Milliarden US-Dollar jährlich an Prämien erhalten.
Hohe Prämien für Papua-Neuguinea
Papua-Neuguinea hat derzeit die niedrigste Abholzungsrate der großen Regenwaldländer. Rund 80 % des Waldes auf der Insel sind intakt und beherbergen ein Zehntel aller Arten weltweit. Das würde großzügig belohnt: Wäre die TFFF schon aktiv, erhielte das Land dieses Jahr auf Basis der Schutzmaßnahmen von 2024 122 Millionen US-Dollar. Würde Papua-Neuginea die Abholzung komplett beenden, könnte sich die jährliche Prämie auf 154 Millionen US-Dollar erhöhen.
Papua-Neuguinea hat die achtgrößte förderfähige Waldfläche.
Wird Brasilien von seiner eigenen Initiative profitieren?
Mit dem größten Regenwald der Welt hat Brasilien das größte Potenzial, von der TFFF zu profitieren. Würde es die Abholzung komplett stoppen, könnte es 1,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr erhalten. Aktuell hält das Land die Bedingungen für eine Auszahlung noch nicht vollständig ein.
Nach Analysen von TFFF Watch erfüllt Brasilien mit 0,47 % gerade so die Voraussetzung einer Abholzungsrate unter 0,5 %. Mit einem leichten Anstieg um 0,01 Prozentpunkte von 2023 auf 2024 in der Abholzungsrate erfüllt Brasilien das zweite Kriterium der sinkenden Abholzungsrate im Beitrittsjahr aktuell aber noch nicht. Diese Veränderung ist allerdings so gering, dass sie mit einer anderen Messmethode möglicherweise gar nicht erfasst würde.
Mit fast dreimal so viel förderfähigem Wald wie Indonesien dürfte Brasilien langfristig am meisten profitieren
Angesichts des starken Rückgangs der brasilianischen Abholzungsraten seit Beginn der Amtszeit von Präsident Lula im Jahr 2023 ist es sehr wahrscheinlich, dass die Rate 2025 erneut sinkt und Brasilien beim Start der TFFF 2026 qualifiziert sein wird. Da die Abholzungsrate des Landes aber noch erheblich ist, wird die erste Auszahlung voraussichtlich bei rund 568 Millionen US-Dollar liegen – etwas mehr als ein Drittel des maximal möglichen Betrags.
Demokratische Republik Kongo ginge erst einmal leer aus
Mit dem drittgrößten tropischen Regenwald (99,7 Millionen Hektar förderfähiger Wald) könnte die DR Kongo bis zu 399 Millionen US-Dollar pro Jahr erhalten. Doch ihre durchschnittliche Abholzungsrate der letzten drei Jahre liegt deutlich über 0,5 %, daher qualifiziert sich die DR Kongo derzeit nicht für Auszahlungen.
Die DR Kongo ist nach Brasilien und Indonesien das Land mit der drittgrößten förderfähigen Waldfläche weltweit. Es könnte 399 Millionen US-Dollar pro Jahr aus der TFFF erhalten, wenn es Abholzung und Degradation vollständig beendet.
Allein 2024 hat die DR Kongo 0,7 Millionen Hektar Wald verloren (0,7 % ihrer förderfähigen Waldfläche) – bedingt durch Wanderfeldbau, Holzbrennstoffgewinnung und Holzeinschlag. Anhaltende militärische Konflikte erschweren zudem Maßnahmen gegen Umweltzerstörung.
Warum Plant-for-the-Planet TFFF Watch entwickelt hat
Plant-for-the-Planet startet TFFF Watch als Teil seiner Mission, Wälder weltweit zu schützen und wiederherzustellen. Als unabhängiges Transparenz-Tool ermöglicht es Regierungen, Institutionen, Stakeholdern und der Zivilgesellschaft, die Auswirkungen der TFFF zu verstehen und künftig selbst zu verfolgen.
„Die TFFF bietet eine große Chance, langfristig Mittel für den Schutz tropischer Wälder zu sichern. Doch es braucht dringend feste Investitionszusagen“, sagt Felix Finkbeiner, Gründer von Plant-for-the-Planet. „Wir können die Klimakrise nicht aufhalten, ohne die rasante Zerstörung unserer Regenwälder zu stoppen. Die TFFF sorgt dafür, dass Regenwaldländer einen finanziellen Anreiz dazu haben.“
Er betont: „Die TFFF ist die erste Lösung, die dem Ausmaß der Abholzungskrise gerecht wird. Die UN-Klimakonferenz in Belém muss der Moment sein, in dem Regierungen sie zum Leben erwecken. Wir dürfen diese historische Chance nicht verstreichen lassen. Uns läuft die Zeit davon.“
Limitierungen der TFFF Watch Beta-Version
Die TFFF Watch Beta hat ihre Grenzen:
Bitte zitieren Sie diese Daten als „tfffwatch.org von Plant-for-the-Planet“.
Webinar
Für weitere Informationen und eine Demo, wie TFFF Watch funktioniert, laden wir Sie herzlich zu einem Webinar während der New York Climate Week mit den Entwickler*innen des Tools ein: Felix Finkbeiner (Gründer), Pakhi Das (Public Policy Advisor) und Tushar Bharadwaj (Remote-Sensing-Datenwissenschaftler).
📅 Datum: 23.09.2025 (HEUTE)
🕒 Uhrzeit: 18 Uhr MESZ
💻 Plattform: Zoom – Bitte hier registrieren
Ein zweites Webinar findet in der Woche nach der New York Climate Week statt:
📅 Datum: 29.09.2025
🕒 Uhrzeit: 16 Uhr MESZ
💻 Plattform: Zoom – Bitte hier registrieren
Ressourcen
Alle Grafiken in hoher Auflösung finden Sie hier. Hier erklären wir unsere Methodik. Wir planen, das Modell zu aktualisieren, sobald neue Daten verfügbar sind, wir Feedback erhalten und weitere Regeln veröffentlicht werden. Weitere Informationen zur TFFF.
Plant-for-the-Planet ist eine globale Initiative, die für Klimagerechtigkeit kämpft. Dazu empowern wir junge Menschen, sich jetzt für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen, und schützen und renaturieren Waldökosysteme. Außerdem betreiben wir Forschung und bieten kostenlose Software-Tools sowie Beratung für Renaturierungsorganisationen auf der ganzen Welt.
Wir sind davon überzeugt, dass die drei Billionen Bäume der Welt geschützt werden müssen und tragen dazu bei, eine weitere Billion Bäume zurückzubringen.
Pressekontakt:
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